Vielfalt als Stärke – Kirchen pilgern gemeinsam
- ACK Chiemsee
- 16. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Bericht zum ökumenischen Pilgern der ACK Chiemsee auf die Fraueninsel am 13. September 2025

Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel und eine spiegelglatte See – bessere Bedingungen hätte es kaum geben können. Um 9:00 Uhr legte die kleine Pilgergruppe mit dem Schiff Barbara in Prien-Stock ab und machte sich gemeinsam auf den Weg zur Fraueninsel. Wie einst Jesus und seine Jünger überquerten auch die Teilnehmenden das Wasser, um miteinander Glauben, Gemeinschaft und Gebet zu teilen.
Auf der Insel angekommen, begann der Rundgang mit drei Stationen, die von den verschiedenen Kirchen am Chiemsee gestaltet wurden. Jede Station stand unter einem eigenen biblischen Impuls, der das Thema der Wallfahrt – „Dass alle eins seien! Gemeinsam auf dem Weg des Glaubens sein“ – aufleuchten ließ.
Die erste Station fand am Ufer vor dem Kloster statt. Hier wurde das Wort Jesu aus Johannes 17,21 in den Mittelpunkt gestellt: „Alle sollen eins sein.“ Der Gedanke der Gemeinschaft stand im Vordergrund: Glaube ist kein einsamer Weg, sondern ein Weg, den man miteinander geht – getragen von Christus, der alle Traditionen verbindet.
Die zweite Station führte zur Marienlinde an der höchsten Stelle der Insel. Im Mittelpunkt stand die Begegnung Jesu mit Maria und Martha. Nicht die Geschäftigkeit, sondern das Hören und Lauschen auf das Wort Gottes schaffen wahre Gemeinschaft. Kirche lebt nicht von Programmen und Wettbewerb, sondern davon, dass Menschen einander zuhören, füreinander da sind und gemeinsam tiefer gehen.
Die dritte Station lag beim romanischen Torbogen gegenüber dem Münster. Hier wurde das Bild vom Getragensein entfaltet: Jeder Mensch kennt Zeiten der Last und der Erschöpfung. Doch Christus geht mit, trägt, wenn die eigenen Kräfte schwinden, und schenkt Gemeinschaft, die stärkt und Hoffnung gibt. Das bekannte Gedicht „Spuren im Sand“ vertiefte diesen Gedanken. Gemeinschaft zeigt sich darin, dass wir einander im Glauben tragen.
Um 10:30 Uhr begann der ökumenische Abschlussgottesdienst im Münster Frauenwörth, geleitet von Pfarrer Mirco Hoppe (Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Prien) und Pfarrer Michael Köhler (Alt-Katholische Gemeinde). Musikalisch wurde der Gottesdienst an der Orgel von Udo Brandes aus Aschau bereichert. Im Zentrum stand das Evangelium vom Sämann (Mk 4,1–10.13–20): Gottes Wort fällt auf verschiedene Böden – manchmal bleibt es ohne Wirkung, manchmal wird es verdrängt, und manchmal bringt es reiche Frucht. Der Gottesdienst machte deutlich: Wir alle sind gerufen, dieses Wort aufzunehmen und gemeinsam Frucht zu bringen.
Die Predigt hielt Frau Scholastica McQueen OSB aus dem Kloster Frauenwörth. Mit großer Klarheit führte sie aus, dass Einheit und Vielfalt kein Gegensatz sind. Ihr Kernsatz lautete: „Das Gegenteil von Vielfalt ist nicht Einheit, sondern Konformität.“ Damit machte sie deutlich: Die Verschiedenheit der Kirchen ist kein Hindernis, sondern ein Reichtum, wenn sie in Christus zusammengehalten wird.
Der Tag endete mit Dankbarkeit und Freude. Wer dabei war, konnte erleben, dass der Weg über die Insel ein Bild für den gemeinsamen Weg im Glauben ist. So wurde die Begegnung zu einem sichtbaren Zeichen der Ökumene am Chiemsee: Die Kirchen gehen ihn gemeinsam – in Vielfalt und Einheit.
Rita Sandig, Klaus Lerch
Vorstand der ACK Chiemsee
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